VELOSZENE SCHWEIZ 02/99

Netz-Anschluss

Vor drei Jahren gestaltete der Lehrer Jonny Reichlin die erste Web-Site für Oscar Camenzind, weil es ihm Spass machte. Mittlerweilen ist daraus die Internet-Seite des Weltmeisters geworden.

Irgendwie hatte er es geahnt. "Oscar Camenzind ist Weltmeister!" - schon fünf Minuten vor der Zieldurchfahrt an der Weltmeisterschaft in Holland flimmerte dieser Satz auf dem Bildschirm von Jonny Reichlin. "Ich wollte schliesslich vorbereitet sein, falls er wirklich gewinnen sollte", sagte er. Tatsächlich: kaum hatte Camenzind den Titel gewonnen, konnte er der ganzen Welt die Freudenbotschaft via Internet vermelden. Und es dauerte nicht lange, bis die ersten Gratulationsmails eintrafen. Bis heute waren es über 500. Noch eindrücklicher ist aber die Zahl der Besucher von www.oscar-camenzind.ch, der offiziellen Homepage des Weltmeisters: von Mitte September bis Ende November, also während rund eineinhalb Monaten, zählte Reichlin über 310'000 Personen aus aller Welt auf seiner Seite.

Bloss einige Wochen zuvor wären solche Werte utopisch gewesen. Es war ja auch nicht sein Ziel gewesen, möglichst viel "Traffic" (hohe Besucherzahlen) auf seiner Internet-Seite zu generieren. Vielmehr ist diese aufgrund Reichlins Affinität zu Computern entstanden. Es war vor drei Jahren, als der 47jährige, von Beruf Lehrer, den Amateur-Schweizermeister-Titel von Camenzind zum Anlass nahm, um die erste Web-Site zu kreieren. Zudem musste er seiner Reputation als Informatiklehrer gerecht werden: "Ich wollte doch den Schülern, die sich damals langsam für das World Wide Web zu interessieren begannen, eine Nasenlänge voraus sein."

Mit der Unterstützung seines Providers "Mythen Mall" programmierte Reichlin die ersten Seiten, bis heute sind hunderte dazugekommen. "Es ist ein totales Hobby von mir geworden", sinniert Reichlin. Kein Wunder. Um stets up-to-date zu bleiben, investiert Reichlin locker zwei Stunden täglich. Und es kommt nicht selten vor, dass er die vorgefundenen Meldungen erst korrigiert, bevor er sie auf seiner Seite veröffentlicht. Inzwischen ist Reichlin bereits mit der fünften Version der Camenzind-Homepage beschäftigt - mit dem Teamwechsel von Mapei zu Lampre ist auch eine Layout-Änderung verbunden. Offen ist bloss noch die Frage, ob der in Schwyz wohnende Camenzind-Webmaster die Homepage auch in italienischer Sprache anbieten wird. Gemäss Statistik machen nämlich die Italiener einen beträchtlichen Teil der Besucher aus.

Obwohl sich Reichlin inzwischen zu den Internet-Insidern zählen darf, macht er immer wieder überraschende Entdeckungen. So sind ihm selber vor einigen Wochen wieder mal die weltumspannenden Möglichkeiten des Internets vor Augen geführt worden. Reichlin hatte sich wohl bereits auf eine news-lose Zeit gefreut, als Camenzind mit Freundin Angela nach Kalifornien in den Urlaub geflogen war. "Einige Tage später konnte ich auf einer australischen News-Site ein Interview mit Ösi lesen", sagte er, "ich übernahm diese Statements natürlich sofort." Er ist schliesslich danach bestrebt, der immer noch grösser werdenden Leserschar sämtliche Neuigkeiten über seinen Lieblingsfahrer anbieten zu können. Bis zu jenen Grenzen, die sich Reichlin selber setzt: "Ich veröffentliche nie Meldungen, die Oscar mir im Vertrauen sagt."

Pascal Meisser

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