Lexmark 24-Stunden-Rennen 2003
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Die Fotos dürfen für redaktionelle Zwecke honorarfrei benutzt werden. Urheber Martin Platter freut sich über ein Belegexemplar.
Die Band heizt ein.
Das Lagerfeuer heizt ein.
Der Teamkollege heizt ein.
Der Hintermann heizt ein.
Nur die Zuschauer nehmens bei Nacht gemütlicher…
Immer mit einem Augenzwinkern unterwegs: Isabelle Denzler über ihre Erfahrungen als Leiterin eines Männerteams.
Unterwegs für einen guten Zweck: Team «Eschlikon baut Agraharam».
Auch Mario Specker bikte am 24-Stunden-Rennen für einen guten Zweck ein: Für die Stiftung von Beat Richner in Kambodscha.

Lexmark 24-Stunden-Rennen 2002
Lexmark 24-Stunden-Rennen 2001
Lexmark 24-Stunden-Rennen 2000
Craft 24-Stunden-Bike-WM 2005
Craft 24-Stunden-Bike-WM, Eschlikon
(World Championship 2005)

Wenn sich der Tau legt und die Männer prahlen

Die Bässe der Band wummern durch die Zelte. Leise legt sich dagegen der Tau und dringt in jede Pore ein. Die Nacht bringt Kühle aber wenig Ruhe.

Unbeirrt drehen die Fahrer/-innen ihre Runden. Die Beine schmerzen, die Lungen rasseln und die coolen Sprüche kursieren. Immer schneller, immer weiter! Akribisch werden die Rundenzeiten verglichen. Eine Minute weniger pro Runde muss doch möglich sein! Verdammt, schon wieder hat die Ablösung nicht perfekt geklappt! Eine für Aussenstehende mysteriöse, aber auch faszinierende Welt. Isabelle Denzler hat ihren ersten Einsatz als Teamleiterin von «Eschlikon baut Agraharam» folgend zusammengefasst:

«Die Idee, am Eschliker 24-Stunden-Rennen ein Achterteam für das Projekt «Eschlikon baut Agraharam» auf die Stollenpneus zu stellen, entstand im Frühling bei einem Gespräch zwischen mir und Irene Würmli, der Verantwortlichen des Agraharam-Komitees. Das Agraharam-Projekt hat zum Ziel, mit 90 000 Franken den Bau von stabilen Häusern für 50 Familien im südindischen Dorf Agraharam zu ermöglichen. Es ist ein Projekt der VRO Schweiz (Village Reconstruction Organisation) «Ein Dorf für Indien», das mit Hilfe der Eschliker Bevölkerung innerhalb von ein bis zwei Jahren realisiert werden soll.

Unerwartet schnell stand das Team. Acht ambitionierte Biker aus Eschlikon waren bereit, für das Projekt in die Pedale zu treten. Nach zwei Vorbereitungstreffen und einem verletzungsbedingten Fahrerwechsel war es bald soweit, der 13. August war da.

Acht Männer, ein gemeinsames Ziel – nämlich so viele Runden wie möglich zu Gunsten von Agraharam zu fahren. Die Stimmung im Team war hervorragend, das Mitmachen stand im Vordergrund, der Gedanke zu siegen war jedem fremd. Im Vorfeld wurde das Ziel von 45 Runden avisiert – bewusst tief gehalten, und dennoch wusste jeder Fahrer, dass es mehr werden würden. Ob das die berühmte zurückhaltende Taktik der Männer war?

Kurz nach dem Start kam der bis dahin noch nicht spürbare Kampfgeist auf. Die Vorlage der ersten Rundenzeit von Sandro Schmalz liess mit 27:26 Minuten den einen oder anderen bleich werden, zumal Sandro am Abend vorher nach dem Ende des militärischen Abverdienens zu tief ins Glas geschaut hatte. Das Wettkampf-Feeling war erwacht. Interessant, wie Fredi Wohlwend, der angeblich gesundheitlich angeschlagen war, auf einmal in Form kam. Rundenzeiten zu unterbieten – das war plötzlich das Diskussionsthema Nummer 1. Seltsam, wo doch angeblich der Spass und das Dabeisein das Wichtigste sein sollten...

Der stille aber drahtige Kämpfer Roland Brüniger überraschte dann alle mit einer guten Zeit von 27 Minuten. Da und dort wurde gemunkelt, wieso Roland, der angeblich nur drei Wochen lang trainiert hatte, nun so schnell sei. Martin Platter, unser Ersatzfahrer und altbewährte 24-Stunden-Rennen-Crack, korrigierte die Zeit dann nochmals nach unten. Ob er wohl mit seinen 25:11 zufrieden war? Eher nicht: Nach aussen gab er sich zwar locker, doch im Inneren war er konzentriert und darauf bedacht, seine Poolposition ja nicht abgeben zu müssen. Wieso sonst wurde er ganz bleich, als ihm versehentlich eine 33-er Zeit mitgeteilt wurde?

Patrik Denzler, der im Vorfeld über seine schlechte Form geklagt hatte, fiel zu seinem eigenen Erstaunen überhaupt nicht ab und bewegte sich im Mittelfeld. Ist es vielleicht einfach so, dass Männer im Vorfeld ihre Leistung herunter spielen müssen, um sich dann später über ein besseres Resultat freuen zu können? Der älteste im Team – und nie verlegen um einen schlagfertigen Spruch – war Sepp Schmalz. Er nahm die Sache locker, fuhr durchs Band die zweitbesten Zeiten und war immer darauf bedacht, top gestylt seine Runden zu drehen. Die Frage bleibt: War es wirklich das Portrait der hübschen Niki Gudex im BIKE-Magazin, das Roland Schläpfer zu Höchstleistungen antrieb? Auch der achte Fahrer, Christoph Peter, der wegen einer Hochzeitseinladung erst morgens um drei Uhr zum Team stiess, zeigte keine Ermüdungserscheinungen und kämpfte tapfer bis zum Schluss.

Für mich steht fest: Das 24-Stunden-Rennen war ein Riesenspass. Ich trage mich mit dem Gedanken nächstes Jahr vielleicht selber in einem Frauenteam zu fahren. Doch dazu müsste ich mich zuerst aufraffen. Ich bin derzeit eher ein Fitness-Muffel.»