VELOSZENE SCHWEIZ 12/98

Höheres im Sinn

Die Schweizer Nationalmannschaft hinterliess einen bestechenden Eindruck beim Grand Prix Rüebliland, dem einzigen Schweizer Etappenrennen für Junioren mit Weltcupstatus. Allen voran Xavier Pache, der nach seinem Gesamtsieg eine Profikarriere anstrebt.

Der Grand Prix Rüebliland steht hoch im Kurs — nicht nur bei den nationalen Junioren. Das einzige Schweizer Mehretappenrennen für Nachwuchsradrennfahrer im Alter zwischen 16 und 18 Jahren verfügt über einen hohen organisatorischen Standard und zählt zum Weltcup des Radweltverbandes UCI. Entsprechend gross ist das Interesse von Nationalmannschaften aus ganz Europa; nicht weniger als 14 traten allein in diesem Jahr an.

Die Schweizer sahen sich mit starken Fahrern konfrontiert — meisterten ihre Aufgabe jedoch souverän. Allen voran die Fahrer aus der Nationalmannschaft die von Juniorentrainer Marcello Albasini geführt wurde: Bereits auf dem ersten von vier Teilstücken mit Ausgangspunkt in Lenzburg gaben die Schweizer den Tarif durch. Xavier Pache siegte solo und übernahm das Leadertrikot. Doch auf dem zweiten Teilstück jagte es ihm der Italiener Filippo Pozzato wieder ab. Zwar gewann auch diese Etappe mit Michael Albasini — der Sohn von Marcello Albasini — ein Fahrer aus der Schweizer Nationalauswahl. Albasini war jedoch nur als «Bewacher» in der Spitzengruppe dabei konnte sich ideal für den Endspurt schonen. Leader Pache dagegen traf nach einem Massensturz des Feldes infolge starkem Regens erst mit über einer Minute Rückstand im Ziel ein.

Doch Pache mochte sich damit nicht abfinden und wagte einen Solovorstoss auf der dritten Etappe. Mit Erfolg: der Freiburger errang nicht nur den Etappensieg sondern holte sich auch das begehrte Leadertrikot zurück. Nach der dritten Etappe führte der 18jährige Westschweizer mit Ausnahme des Bergpreises in sämtlichen, der achte weiteren Sonderwertungen. Eine Vormachtstellung, die er auch auf dem letzten Teilstück nicht mehr preisgab. Pache ist damit erst der sechste Schweizer in der 22jährigen Geschichte, der diese Rundfahrt zu seinen Gunsten entscheiden konnte.

Für den mehrfachen Schweizermeister aus Fribourg ist dies der bisher bedeutendste Triumph. Der Seriensieger bei den Anfängern hatte freilich nicht immer so viel Rennglück: Vor fünf Monaten stürzte er bei einem Radrennen in Märwil und zog sich dabei einen Armbruch zu und war für zwei Monate out. Das passte auch seinem Lehrmeister nicht: Pache verlor zusätzlich seine Lehrstelle als Konstruktionsschlosser.

Der Romand konzentrierte sich ausschliesslich aufs Velofahren und kam entsprechend schnell wieder in Form. Mit Erfolg, wie das Resultat am GP Rüebliland zeigt. Es erstaunt somit nicht, dass sich der Westschweizer weiterhin voll auf den Radsport konzentrieren will und so rasch als möglich einen Wechsel ins Lager der Berufsfahrer anstrebt. Die Weltmeisterschaft in Holland hätte dazu ein nächster Etappenort sein sollen. Offenbar machten sich dort aber auch die negativen Auswirkungen dieser Konzentration auf den Sport bemerkbar. Pache wirkte mental ausgelaugt und kraftlos. Kein Wunder: nach dem Jobverlust bestritt Pache soviele Wettkämpfe wie möglich. Offenbar zuviel. Denn nur so lässt sich sein grosser Rückstand von über zwei Minuten auf den Schweizer Junioren-Weltmeister im Zeitfahren, Fabian Cancellara, erklären – ausgerechnet in einer Disziplin, in der der Fribourger sonst stark fährt.

Pascal Meisser

Interview mit Bruno Risi und Kurt Betschart

Roger Furrer - vom Sprint zur Américaine

Ist der ARiF-Cup am Ende?

Beat Schwarzenbachs Weg zur Spitze

"Schneller Junge" - Weltmeister Fabian Cancellara

Züri-Metzgete: Zurück zum Ursprung

Bilanz des ersten Frauen-Cups

Einstimmige Beschlüsse der Schweizer Profis

Nur noch eine Frage des Geldes? - VELO-Kommentar zum Thema Doping

Namen und News