26. GP Osterhas, 10. April 2004

Thomas Frischknecht knapp geschlagen

Am Radkriterium GP Osterhas musste sich Thomas Frischknecht knapp vom endschnellen Jonas Blum geschlagen geben. «Ich habe mich verrechnet, sonst hätte ich nicht leichtfertig in den letzten Spurts noch Punkte verschenkt», sagte der Mountainbike-Marathon-Weltmeister, der sich über den verschenkten Sieg bei strömendem Regen ärgerte.

«Beautiful Day» trällerte die britische Popband U2 ab Konserve fast ein bisschen sarkastisch aus der Lautsprecheranlage des Jurywagens. Seit Stunden regnete es fast ohne Unterlass und die Zuschauer unterhielten sich über Themen wie «Schnee auf dem Albis» oder «Schnee auf dem Hirzel». Glücklicherweise blieb das Thermometer in Affoltern knapp über der Fünf-Grad-Marke. Hansruedi Wettstein vom Regiebetrieb Affoltern konnte seinen Schneepflug in der Garage lassen, die neue Rundstrecke an der Moosbachstrasse musste nicht vom himmlischen Weiss geräumt werden.

Das garstige Wetter war schlicht Pech, denn die neue Wettkampfanlage und auch die Vorstellung der Akteure ist prädestiniert gewesen für ein grossartiges Radsportfest. Die ambitionierten Fahrer nämlich liessen sich nicht beirren und boten ein Radsportspektakel vom Feinsten. Wenn auch nicht ganz frei von spitzen Bemerkungen: «Sind wir hier eigentlich an einem Bike-Rennen», fragte noch mancher geneigte Strassenradsportfan ketzerisch. In der Elite-Kategorie hatten sich nämlich fast sämtliche Mountainbike-Olympiaaspiranten angemeldet, die derzeit jede Startgelegenheit nutzen, um pünktlich auf die ersten drei Cross-Country-Weltcupläufe im Mai und Juni in Form zu kommen, deren Resultate als Parameter für Qualifikation der Weltspiele dienen. Die Biker waren es zu Rennbeginn denn auch, welche den «Roadies» mächtig einheizten. Immer wieder spurteten Florian Vogel, Europameister Ralph Näf, der schwedische Cross-Country-Meister Calle Friberg und Marathon-Weltmeister Thomas Frischknecht um die Wertungen, die es in Affoltern nach jeder Runde zu gewinnen gibt. Kurz darauf gab Näf jedoch auf, «da meine Finger derart klamm waren, dass ich nicht mehr bremsen konnte», begründete der Thurgauer, der in der Vergangenheit bei unwirtlichem Wetter jeweils zu Hochform aufgelaufen war.

Biker «feuerwerkten»

Die Kriterium-Spezialisten liessen sich ohnehin nicht düpieren. Namentlich Gilbert Obrist und der einzige verbleibende Repräsentant des organisierenden Rad Renn Club Amt im Feld der Elite, Remo Spirgi, punkteten regelmässig. Am erfolgreichsten aber ging der erst am Renntag nachgemeldete Jonas Blum vor. Der 22-jährige schien bereits nach zwei Dritteln, der wegen des Wetters von 100 auf 80 Runden reduzierten Distanz uneinholbar in Führung. Da drehten Frischknecht und sein Swisspower-Teamkollege Vogel nochmals auf. Mehrmals versuchte Frischknecht eine Fluchtgruppe zu initiieren, war jedoch in der Schlussphase des Rennens zu nonchalent und vergab leichtsinnig wertvolle Punkte. Auch gelang es dem Feldbacher nicht, mit einer Dreierspitze kurz vor Schluss 30 Sekunden Vorsprung auf das Peloton herauszufahren, was den Sieg bedeutet hätte. So gewann er wohl souverän den Schlussspurt und riss bei der letzten Zieldurchfahrt siegesgewiss die Hände in Höhe. Bei der Endabrechnung stellte sich jedoch heraus, dass auch Blum, trotzdem er in der Hektik gestürzt war, wieder ins Feld aufschliessen konnte und noch gepunktet hatte. Frischknecht musste sich um zwei Zähler geschlagen geben. «Ich habe mich verrechnet, sonst hätte ich nicht leichtfertig in den letzten Spurts Punkte verschenkt», ärgerte sich Frischknecht von der Kälte schlotternd im Ziel. Dritter wurde Obrist vor Lokalmatador Spirgi, der das Rennen vor drei Jahren bei den Junioren gewonnen hatte. Der Affoltemer war auch nicht eben glücklich, hatte er seinerseits den dritten Rang um zwei Punkte an Obrist verloren. Allerdings ist das nicht die alleinige Schuld Spirgis. Wieso Teamkollege Markus Schmidig, der lediglich Achter wurde, nicht mannschaftsdienlicher gefahren ist, bleibt schleierhaft. Eher zum Schmunzeln ist dagegen der Rundenverlust von Christoph Sauser. Der Cross-Country-Weltcup-Zweite des vergangenen Jahres hat 15 Runden vor Schluss einen Umgang ausgesetzt, um sich bibbernd eine Thermojacke anzuziehen…

«Die Letzten werden die ersten sein»: Nach diesem Motto verlief der Wettkampf der Amateure, die zusammen mit den Masters fuhren. Wegen des grossen Andrangs in dieser Kategorie hatten sich die Athleten am Morgen zuerst fürs Finale zu qualifizieren. Dabei galt die Direktive im Vorlauf möglichst wenig Kraft zu verbrauchen. Pech hatte dabei RRC-Mitglied Geri Felsberger, der den Einzug ins Finale um einen Platz verpasste. Im Showdown stand mit Benjamin Schmid schliesslich der Letzte der Startliste zuoberst auf der Rangliste. Reto Wolf, der einzige Affoltemer im Feld, blieb chancenlos. Er beendete das Finale als 32. von 39 klassierten.

Junioren mit Weltmeisterin

Bei den Junioren siegte hoch überlegen Roman Kreuziger. Mehr als doppelt so viele Punkte als der zweitplatzierte Kevin Leibacher totalisierte der in Sulz lebende Tscheche. Leibacher fuhr ein taktisch kluges Rennen als er sich mit Kreuziger 30 Sekunden vom Peloton absetzte und sich so noch vor dem drittplatzierten Marcel Rohner – der zwei Punkte mehr gesammtelt hatte – rangieren konnte. Kreuziger ist kein Unbekannter: An der Radquer-WM in Pontchâteau (Fr) erreichte der für das Schweizer Team «Schumacher» fahrende Junior anfangs Jahr den zweiten Rang. Die Bikerinnen, die ebenfalls im Feld der Junioren fuhren, blieben dagegen chancenlos. Cross-Country-Schweizermeisterin Petra Henzi büsste eine Runde ein und wurde 25., Weltmeisterin Sabine Spitz aus Deutschland musste sich gar um zwei Umgänge geschlagen geben und belegte den vorletzten Rang. Es ist den beiden Frauen jedoch hoch anzurechnen, dass sie trotz widrigsten Wetterbedingungen antraten und das Rennen beendeten.

Ebenso die zahlreichen Schülerinnen und Schüler, die in drei Kategorien mit nicht weniger Engagement über den anspruchsvollen Rundkurs pedalierten. Alle Gestarteten fuhren ihre Rennen zu Ende – während die übrigen Kategorien von zahlreichen Aufgaben geprägt waren. (map.)

Resultate

Elite: 1. Jonas Blum (Jona/SG) 73,6 km in 1:49:32, 56 Pt. 2. Thomas Frischknecht (Feldbach) 54 Pt. 3. Gilbert Obrist (Sulz) 34. 4. Remo Spirgi (Affoltern am Albis) 32. 5. Florian Vogel (Kölliken) 6. Matthias Hell (Seewen) 23. 7. Nicola Fischer (De) 17. 8. Markus Schmidig (Cham) 16. 9. Philippe Schnyder (Rapperswil) 13. 10. Marco Christen (Kestenholz) 9. Gestartet 44, klassiert 22.

Komplette Ranglisten (html-Format)