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Euro Bike Extremes 2005

 
Euro Bike Extremes im Aufwind

Immer mehr klassische Crosscountry-Spitzenfahrer starten auch zu Bike-Marathons. Das erhöht den sportlichen Wert der Euro Bike Extremes. Erstmals zählen die Weltmeisterschaften in Norwegen zur Marathon-Rennserie mit fünf Läufen, die außerdem in Italien, Deutschland und der Schweiz stattfinden. Den Auftakt macht am 19. Juni der Black Forest Ultra Bike Marathon.

Wie beliebt Mountainbike-Marathonrennen sind, zeigt ein Blick in den Veranstaltungskalender, der mittlerweile so unübersichtlich geworden ist, dass selbst Insider den Durchblick verlieren. Umso wichtiger werden Rennserien wie die Euro Bike Extremes, EBE, die über Jahre zur festen Größe gewachsen sind. Sie garantieren den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gute Strecken, einen hohen Organisationsstandard und eine tadellose Zeitmessung, deren Resultate sich schon wenige Minuten nach Rennschluss auf dem Internet abrufen lassen.

Auch sportlich ist eine Rennserie ungleich attraktiver – vor allem für die Marathon-Spezialisten und zwar ganz egal, ob Spitzen- oder Freizeitsportler. Zumal die Vielfahrer heuer sogar erstmals in den Genuss von Startgeld-Ermäßigungen kommen. Doch gibt es sie überhaupt, die reinen Marathon-Spezialisten, die von ihrem Sport leben? Wirft man einen Blick in die Ergebnislisten der jüngsten Disziplin im Radweltverband (die ersten offiziellen Weltmeisterschaften wurden 2003 im schweizerischen Lugano ausgetragen), lässt sich die Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten. Abgesehen vom ansonsten eher schwach besetzten Marathon-Weltcupauftakt auf Zypern, der von Marathon-Weltmeister Massimo de Bertolis gewonnen wurde, dominierten bisher die klassischen Crosscountry-Fahrer. Athleten, wie der Olympiasieger 1996, Bart Brentjens. Oder Thomas Frischknecht, in Athen zweiter hinter Brentjens, dafür in Lugano Marathon-Weltmeister vor dem Holländer. Bei den Frauen zeigte bisher Gunn-Rita Dahle eine beeindruckende Leistung. Die Norwegerin, die letztes Jahr jedes internationale Rennen gewonnen hatte, zu dem sie gestartet war (inklusive Olympische Spiele, Weltcup und Weltmeisterschaften), distanzierte an der Marathon-WM in Bad Goisern ihre erste Verfolgerin Irina Kalentieva gleich um 20 Minuten. Die Tatsache jedoch, dass Thomas Frischknecht und Maja Wlosczowska auf die Titelverteidigung im Salzkammergut verzichtet haben, zeigt, dass selbst die Besetzung an Titelkämpfen unter der Veranstaltungsflut leidet.

Ärgerlich für die echten Marathon-Spezialisten wie Massimo de Bertolis, Sandro Spaeth, Carsten Bresser, Karl Platt, Thomas Dietsch, Mauro Bettin, Esther Süss und Sandra Klose, dass sowohl die Weltmeisterschaften als auch die Läufe des heuer erstmals ausgeschriebenen Marathon-Weltcups vergleichsweise kurz sind. «Eine klare Trennung zwischen olympischer und Marathondistanz gibt’s so eigentlich nicht. Das erschwert meine Arbeit sehr», erklärt dazu Andrea Clavadetscher, der neue Marathon-Nationaltrainer bei Swiss Cycling. Als Race-Across-America- und xx-Alps-Extreme-Sieger kennt der Liechtensteiner die Finessen Trainingsvorbereitung aus eigener Erfahrung. «Ob ein Fahrer zweieinhalb oder dreieinhalb Stunden im Rennsattel sitzt, spielt bei der Vorbereitung keine Rolle», vergleicht «Clavi» die klassische und die Marathondistanz, so, wie sie die UCI-Funktionäre auslegen. Der Ausdauer-Freak wünscht sich deshalb, dass die Siegerzeit an Marathons mindestens fünf, besser sechs Stunden dauert, damit die Marathon-Spezialisten eine reelle Chance haben.

Immerhin: Gunn Rita Dahle hat versichert sie werde sich persönlich dafür einsetzen, dass die Weltmeisterschaften am 20. August im norwegischen Birkebeinerrittet nicht allzu leicht wird.